Zu Buchbesprechungen
Als mein Bruder ein Wal wurde
Nina Weger
Verlag Oetinger. Hamburg 2019
Das
Buch "Als mein Bruder ein Wal wurde" von Nina Weger handelt von Bela,
dessen großer Bruder nach einem Unfall im Wachkoma liegt. Als die
Familie vor die Entscheidung gestellt wird, ob Julius z.B. im Falle
einer Lungenentzündung weiter behandelt werden sollte, beginnt auch
Bela sich damit auseinanderzusetzen, in wie weit man über das Leben
einer anderen Person entscheiden darf. Belas Freundin Martha fällt nur
eine Person ein, die eine Antwort auf diese Frage wissen könnte: der
Papst. Tatsächlich machen sich die beiden nur wenig später heimlich auf
den Weg nach Rom. Auf ihrer abenteuerlichen Reise lernen sie viele
verschiedene Menschen kennen, die ihre persönlichen Erfahrungen mit
Bela teilen und ihm so verschiedene Blickwinkel auf die Situation
ermöglichen.
Auf eine sehr authentische und kindgerechte Art
und Weise beleuchtet Nina Weger die vielen verschiedenen Fragen, mit
denen sich Bela und seine Familie auseinandersetzen müssen. Was hätte
Julius gewollt? Bekommt er überhaupt noch etwas von dem mit, was um ihn
herum passiert? Würde es einen Unterschied machen, die Geräte
abzuschalten? Das Buch ermöglicht einen tiefen Einblick in den Umgang
mit Menschen im Wachkoma und was diese Situation für die Familie
bedeutet. Da die Geschichte aus Belas Sicht erzählt wird, steht hierbei
vor allem die Geschwisterbeziehung im Mittelpunkt.
Mir hat
das Buch sehr gut gefallen, weil es sich auf eine gut auch für Kinder
nahvollziehbare Weise und gleichzeitig sehr einfühlsam und tiefgründig
mit dem Thema Tod auseinandersetzt. Es wird deutlich, dass es auf
manche Fragen keine eindeutigen Antworten gibt und es trotzdem wichtig
ist, nach ihnen zu suchen.
Emma, 19 Jahre, 2019
P.S.
Das Buch regt auch dazu an, sich mit der Frage der Organtransplantation zu beschäftigen. Wann kann man darüber entscheiden?
Es geht stets auch um die Auseinandersetzung mit dem Lebenswert.
Herr Krähe muss zu seiner Frau
Van Kooij, Rachel
Verlag Jungbrunnen, Wien 2019
Die
Rahmengeschichte: Ein beringter Kolkrabe knallt gegen eine
Fensterscheibe und bleibt verletzt liegen. Weil er gerettet
werden soll, unternehmen zwei Brüder eine abenteuerliche Tour zu einer
Rabenforschungsstation.
Die eigentliche Geschichte ist die zweier
ungleicher Brüder in einer ungewöhnlichen Situation, der „kleine große
Bruder“ ist für einen Tag allein für seinen großen Bruder
verantwortlich. Und wenn der sich etwas in den Kopf gesetzt hat, gibt
es kein Zurück.
Max, 11 Jahre und Leo, 16 Jahre, der, so
beschreibt es Max, geistig in einem „begrenzten Universum lebt“, hat
für einen Tag allein die Aufsicht für seinen Bruder übernommen.
So geschickt er auch ist, wenn Leo etwas will, setzt er sich durch.
Weil der verletzt Rabe einen Ring trägt, möchte Leo ihn zu seiner Frau
zurück bringen, die ihn dann heilen könnte.
Max weiß, dass er
keine Chance hat Leo zu stoppen, aber er muss ihn aufmerksamst
begleiten. Und es passieren auf dem Weg mehr als eine schwierige
Herausforderung durch das Verhalten von Leo. Letztendlich gibt es viele
Überraschungen und Max muss sich neu mit
den Fähigkeiten seines „großen Bruders“ auseinandersetzen.
Das
Buch ist voller einfühlsamer Beschreibungen über das Leben mit einem
„besonderen“ Kind. Es nimmt die Perspektive des jüngeren Bruders ein,
der aber auch seine Eltern in der Unterschiedlichkeit des Handelns mit
Max beschreibt und der versucht die ausgesprochenen, aber auch die
ungeschriebenen Regeln eines solchen Familienlebens zusammen zu fassen.
Nur ein Beispiel:
Die wichtigste Regel bei uns lautet: Bringe Leo nicht in Schwierigkeiten mit etwas, das du möchtest, er aber nicht.
Geschwisterkinder werden sich in vielen Gesprächen und Gedanken wieder finden können.
Marlies Winkelheide, August 2019
Auch eine Geschwistergeschichte?
Greta & Svante Thunberg
Beata & Malena Ernman
Szenen aus dem Herzen
Unser Leben für das Klima
S. Fischer Verlag, 2019
Neben den wichtigen Auseinandersetzungen um das Klima, die Klimaforschung etc.
kann man dieses Buch auf vielen Seiten, nicht nur zu Beginn, als Beschreibung einer Geschwistergeschichte lesen.
Ein Kind erkrankt, zunächst noch keine Diagnose:
Die
Eltern sind konzentriert darauf das eine Kind zu „retten“, zumal es
sich um eine Essstörung handelt, das andere Kind, die jüngere
Schwester, muss zurückstehen, zunächst und lange.
Eine Familie kämpft gegen Behörden und Systeme, Schulen, Krankenhäuser, Vorschriften.
Sie müssen manches akzeptieren, über anderes können sich hinwegsetzen,
Sie haben die Möglichkeit ihre Berufe aufzugeben und sesshaft zu werden.
(Als Menschen im Theaterbereich, die Mutter eine bekannte Sängerin,
waren die Kinder an viele Ortswechsel gewöhnt.)
Am Ende vieler Arztbesuche haben die Kinder eine Diagnose:
Asperger Syndrom mit perfektionistischem Anspruch, selektiver Mutismus (Greta)
ADHS mit Zügen von Asperger, OCD (Angststörung) und eine Störung mit oppositionellem Trotzverhalten (Beata)
Und auch die Aussage:
Autismus und ADHS und alle anderen neuropsychiatrischen Störungen sind an sich kein Handicap.
Dann
kommt es ab Seite 64 (nach einem Flug von Svante mit Beata) zu der
besonderen Auseinandersetzung mit dem Klimawandel, der Zukunft der Welt
und den Auswirkungen im Alltag im unmittelbaren Vergleich mit dem
Handeln in der Familie.
„Ihr habt gerade einen CO2 Ausstoß in Höhe
von 2,7 Tonnen verursacht, sagt Greta zu Svante, das entspricht der
Jahresemission von 5 Einwohnern des Senegal“
Das Buch endet an dem Punkt, als Greta in die Öffentlichkeit geht. Eine Fortsetzung ist geplant.
In
der öffentlichen Diskussion sind unterschiedliche Wahrnehmungen des
Handelns von Greta in Diskussion bei grundsätzlicher Wertschätzung
ihres Einsatzes und der Aktionen, die sie angestoßen und beeinflusst
hat.
Hier einige Sätze, stellvertretend, die auch in anderen
Geschwisterbüchern zu finden sind, mitunter als typisch gelten für
Familien, Geschwister, die mit derartigen Herausforderungen leben.
„Beata
verschwindet in ihrem Zimmer. Wir bekommen sie kaum noch zu Gesicht.
Sie spürt unsere Unruhe und geht uns aus dem Weg. (Seite 36)
Seite 42
Ich esse heute bei einer Freundin, Das ist das erste Mal seit langer Zeit, dass Beata nicht alleine Abendessen muss.
“Bald
kümmern wir uns auch um dich, mein Schatz,“ verspreche ich ihr um
meiner selbst willen, „aber zuerst muss Greta gesund werden.
Seite 60
„Ihr kümmert euch nur um Greta. Nie um mich. Ich hasse dich, Mama. Du bist die schlechteste Mutter auf der ganzen Welt.“
Greta über Schule und Mobbing (Seite 42)
„Ich will keine Freunde. Freunde sind Kinder, und alle Kinder sind gemeint.“
„Ich kann deine Freundin sein“, sagt Beata
zu Beata:
Sie lebt und atmet Musik und Tanz.
Sie lebt zurückgezogen.
Seite 79
Dass
unsere Kinder am Ende Hilfe bekamen, geht auf viele verschiedene
Faktoren zurück. Teilweise lag es am bestehenden Gesundheitswesen, an
bewährten Methoden, guter Beratung und wirkungsvoller Medikation.
Aber
dass Greta und Beata diese Rehabilitierung erhalten haben, verdanken
wir vor allem unserem eigenen Kampf, einem Zusammenspiel aus Geduld,
Zeit., Glück, sowie der Tatsache, dass eine Reihe von Menschen
etwas getan haben, was sie nicht durften, aber von dem sie wussten,
dass es richtig war.
Eine Gesellschaft kann sich nicht auf
Glück oder zivilen Ungehorsam verlassen. Die meisten Eltern haben nicht
2500 Follower in den sozialen Medien. Die meisten Eltern können nicht
Vollzeit zu Hause bleiben, ohne sich krankzumelden. Die meisten Eltern
verfügen nicht über den sozialen Status.
Zeit für den Auftritt – ab Seite 252
Die ganze Familie widmet sich der Klimadiskussion, dem Einsatz für den Klimaschutz.
Greta wird zu einer“ öffentlichen Person“. Von Beata ist in den Berichten zur Zeit nichts mehr zu lesen.
Marlies Winkelheide, August 2019
Vorsicht, Zwilling!
Dieses
Buch handelt von Anna und Lena. Die beiden sind Zwillinge, die nicht
gleich aussehen. Sie sind in eine neue Stadt gezogen. Beim Anmelden an
der neuen Schule ist jedoch ein Fehler passiert. Die Mutter der beiden
hat sie mit Annalena als ein Kind angemeldet.
Am ersten
Schultag kam nur Lena als Annalena, weil Anna krank war. Sie hatte vor
Aufregung nämlich zu viele Süßigkeiten gegessen und musste sich ständig
übergeben. Lena konnte aber nicht sagen, dass sie in Wahrheit eine
Schwester hatte. Die Lehrerin Frau Lang ließ sie nicht ausreden. Nach
der Schule erzählte Lena alles Anna. Zusammen beschlossen sie ab dem
Tag, dass immer nur eine zur Schule gehen sollte. Am nächsten Morgen
haben sie sich die Haare geschnitten, sie waren zum Glück gleich groß
und hatten auch die gleiche Schuhgröße.
Die Mutter schöpfte
nur kurz Verdacht, als beide die gleichen Klamotten kaufen wollten und
fragte sie, ob sie jetzt in der Schule Doppeltes Lottchen spielen. (Das
ist ein Buch von Erich Kästner, das von getrennten Zwillingen handelt).
Aber sonst bemerkt niemand eine Veränderung.
Aber Anna und
Lena haben auch unterschiedliche Interessen. das macht die Sache
kniffliger. Lena kann zum Beispiel kein Fußball spielen und schießt
beim Spiel gegen eine andere Schulmannschaft ein Eigentor. Lena ist
grottenschlecht im Singen, wie sich bei einer Probe herausstellt. Bald
feiern sie ihren elften Geburtstag; die Mutter drängelt, dass sie eine
Party feiern sollen, aber Lena und Anna wollen nicht, weil sie durch
Lara (beste Freundin der zwei) auffliegen würden. Die Mutter richtet
dann eine Überraschungsparty aus, zu der die Nachbarin kommt und Lara
auch, und damit ändert sich alles. Aber das verrate ich hier nicht.
Das
Thema Behinderung kommt in dem Buch nicht vor, aber das Thema
Geschwister schon. Wenn man als Geschwister zusammenhält, kann man
vieles schaffen und kommt auch sehr gut voran. Ich würde sagen, dass
Mädchen mehr Interesse an dem Buch haben könnten, Jungen aber auch. Vor
allem Zwillinge würden dieses Buch sehr gut finden, weil es davon
handelt, was man selber auch ist; und Menschen lesen gerne davon, was
sie selber auch sind.
Auf einer Punkteskala von eins (=
sehr schlecht) bis zehn (= sehr gut) würde ich für dieses Buch sechs
Punkte geben. Weil man schon nach dem zweiten Kapitel voraussehen kann,
was das Ende sein wird. Für Erstleser ist das Buch auf jeden Fall sehr
gut, weil die Schrift ziemlich groß ist. Geeignete Altersgruppe: nach
meiner Meinung von sechs bis neun Jahren.
David Komesker (Zwilling, 11 Jahre)
Julia Breitenöder: Vorsicht Zwilling! 126. Seiten. Thienemann Verlag, Stuttgart, Wien 2011. ISBN 978-3-522-18274-4
Die Wunschperle
Das
Buch „Die Wunschperle“ ist ein Comicbuch. Die Geschichte handelt von
Wasserschildkröten. Es geht um eine Familie, in der ein Kind auf einmal
nur noch traurig ist. Für das Kind Anton wirkt alles irgenwie nur noch
farblos und leer. So verändert sich natürlich auch das Leben der beiden
Geschwister Nala und Oscar. Die beiden versuchen Anton immer wieder
aufzumuntern, aber nicht einmal mehr das Wellenkarussell macht ihm
Spaß. Auch Antons Eltern machen sich Sorgen um ihren Sohn. Alle machen
sich Sorgen um Anton. Deshalb läuft es auch für Nala und Oscar nicht
mehr so gut mit ihren Mitschülern, alles nur wegen Anton.
Die
Eltern haben weniger Zeit für Oscar und Nala. Oscar wollte mit seinen
Freunden nicht darüber reden und hat sich deswegen mit ihnen auch
gestritten. Nala hat es ihnen dann doch erzählt und die Freunde haben
sich später darüber lustig gemacht. Anton ist verrückt und so, weil er
in einer Psychiatrie ist. Und Nala und Oscar haben sich auch
miteinander gestritten deswegen: Oscar wollte nicht, dass sich das
ganze Leben nur noch um Anton dreht.
Erst machen die
Eltern einen Termin für Anton bei einem Doktor, aber der Doktor weiß
auch keinen Rat. Er schickt Anton und seine Eltern zur Wellenklinik.
Dort können sie Anton helfen. Anton muss dafür aber in der Klinik
bleiben. Erst möchte Anton direkt wieder nach Hause, aber schnell
gewöhnt er sich ein und findet Freunde: Zack hat, wie der Leser später
erfährt, ADHS. Beißer hat eine Angststörung, Splutter hat eine
Sprachstörung und Tom hat eine Essstörung. Anton hat eine Depression.
Der
Doktor erzählt ihm von einer leuchtenden Wunschperle, aber in Antons
Welt ist es dunkel, weil die Perle von einer dicken Muschel verschluckt
wurde. In der Klinik würden sie ihm helfen, sein Licht zu befreien. Die
Doktoren und die anderen Kinder finden mit Anton die Perle und Anton
darf nach vier Wochen wieder nach Hause. Für seine Geschwister läuft es
mit ihren Freunden nun wieder besser und die Eltern haben auch mehr
Zeit. Auch die anderen Kinder finden die Wunschperle und ihr eigenes
Licht; dann werden sie wieder so, wie sie waren, bevor sie in die
Klinik kamen. Hinten im Buch ist Antons Krankheit erklärt und auch die
von seinen Freunden aus der Wellenklinik.
Für Geschwister
von betroffenen Kinder finde ich es sehr gut erklärt, aber auch für
Leute, die davon keine Ahnung haben. Es ist kein Buch, das man sich
durchliest, wenn man lachen möchte oder eine schöne Geschichte sucht,
sondern eher um darüber nachzudenken. Man kann auf jeden Fall etwas
daraus lernen und weiß ja meist nicht so viel über diese Krankheiten,
die sehr gut beschrieben sind, vor allem die Depression, aber auch die
anderen kann man sich gut vorstellen, ohne dass man gleich hinten die
Beschreibungen gelesen haben muss. Geeignet scheint es mir für Kinder
ab neun Jahren. Ich würde auf einer Skala eins (= sehr schlecht) bis
zehn (= sehr gut) 7,5 Punkte dafür geben.
Johanne Komesker, 11 Jahre
Patrick
Wirbeleit und Uwe Heidschötter: Die Wunschperle. Vom Einfluss
seelischer Erkrankungen auf Geschwisterkinder. Nach der Idee von Dr.
Caroline Trautmann. Balance Buch und Medien Verlag, Köln 2018. 120
Seiten. ISBN 978-3-86739-921-0.
Hallo, Herr Eisbär!
Im
Buch „Hallo Herr Eisbär“ von Maria Farrer geht es um Arthur. Dieser hat
einen kleinen Bruder namens Liam, der wie Arthur findet, auf Grund
seiner Behinderung viel zu viel Aufmerksamkeit bekommt. Wenn Liam
wieder mal einen Wutausbruch hat, muss Arthur auf sein Zimmer und das
„stinkt“ ihm gewaltig. Arthur darf noch nicht mal den Fernseher beim
Fußballgucken laut stellen! Doch als Arthur eines Tages wieder auf sein
Zimmer geschickt wird, da er den Fernseher so laut gestellt hatte, dass
er Liams brummeln nicht mehr hören musste, reicht es ihm. Er packt
seine „Überlebensbox“ und rennt weg. Doch nur nach ein paar Schritten
trifft er auf etwas Großes, Weißes und Weiches. Es stellt sich heraus,
dass dieses etwas Herr Eisbär ist und dass auf Herrn Eisbärs Koffer die
Adresse von Arthur und seiner Familie steht. Für Arthur ist klar, dass
Herr Eisbär bei ihnen bleiben muss, schließlich ist er verletzt, jedoch
sind da noch Arthurs Eltern die sicher nicht sehr begeistert von einem
Eisbären im Haus sind, außerdem ist da ja noch Liam ….
Meine Meinung:
Ich finde das Buch sehr schön, da es auch für
Jüngere geeignet ist. Es erzählt die Geschichte von Arthur und Liam
sehr real und spricht auch ernstere Themen wie Mobbing an. Die
Illustrationen von Daniel Rieley, die das ganze Buch vervollständigen,
sind sehr lustig und machen die Geschichte noch etwas witziger.
Beeke, 12 Jahre
Wie ein springender Delfin, Verlag
Rowohlt, Hamburg 2017
Das Buch „Wie ein springender Delfin“ von
Mark Lowery handelt von dem 13 jährigen Martin, der heimlich mit seinem kleinen
Bruder Charlie abhaut, um ans Meer zu fahren. Dort ist nämlich der Delfin
wieder aufgetaucht, der Charlie im letzten Familienurlaub so fasziniert hat. Trotz
der Behinderung des 10 jährigen Charlies, gelingt es den Brüdern, vorerst
unbemerkt zu bleiben. Mit der
Zeit wird die Reise jedoch schwieriger, da
sie an jedem Bahnhof von der Polizei gesucht werden. Wirklich kompliziert wird
es aber erst, als Martin seinen Rucksack verliert – und Charlie. Gemeinsam mit
Henrietta, die er unterwegs kennenlernt, versucht er, Charlie wiederzufinden
und noch rechtzeitig die Küste zu erreichen, um den Delfin zu sehen.
Die Kapitel des Buches erzählen immer
abwechselnd von der aktuellen Zugreise und dem
Sommerurlaub des letzten Jahres. Die
verschiedenen Abschnitte der Reise beginnen mit Gedichten von Martin. Durch
diese Aufteilung bekommt man sowohl einen Einblick in die Bedeutung des Delfins
für Charlie, als auch in Martins Gefühlswelt und seine Rolle als
Geschwisterkind. Mir haben diese beiden Handlungsstränge und die Art wie sie
zusammen geführt werden, sehr gut gefallen.
Ich würde das Buch schon für Kinder ab ca. 12
Jahren empfehlen, aber die Geschichte enthält
spannende Gedanken
für Leserinnen und Leser jeden Alters.
Emma, 17 Jahre
Das Buch „Das Ende ist erst der Anfang“ wurde von Chandler Baker geschrieben und ist 2018 im Thienemann Verlag erschienen. Es handelt sich um einen „Coming-of-Age Roman“, also eine Geschichte die um die sich um die Entwicklung und das Heranwachsen dreht, und umfasst 400 Seiten.
Der Roman spielt in einer Welt in der Wissenschaftler eine Methode herausgefunden
haben um bereits verstorbene Menschen wieder auferstehen zu lassen. Die Geschichte geht um ein Mädchen namens Lake, die einen schönen Sommer mit ihren Freunden Will und Penny verbringt. Will ist seit kurzem Lakes fester Freund, doch trotzdem machen die drei alles zusammen und sind unzertrennlich.
In wenigen Tagen wird Lake 18 und kann dann einen Menschen von den Toten
auferstehen lassen. Dieses bevorstehende Ereignis macht Lake Angst, dabei ist die
Entscheidung wen sie auferwecken soll bereits von ihren Eltern für sie getroffen worden.
Ihr Bruder Matt ist nach einem Unfall behindert und sitzt im Rollstuhl, wäre aber durch die Ressurrection, die Auferweckung wieder gesund.
Doch dann sterben ihre beiden besten Freunde bei einem Unglück und Lake wird vor eine unmögliche Wahl gestellt. Wen soll sie auferwecken?
Zentral in der Geschichte ist Lakes innerer moralischer Kampf, der detailliert und
verständlich geschildert wird. Der Autor schafft es diese Thematik behutsam und
realistisch zu gestalten und lässt Freiräume für eigene Gedanken.
So habe ich mich gefragt, ob es nicht besser wäre wenn es diese Ressurrection nicht
gäbe und wie meine Welt mit dieser Möglichkeit aussehen würde.
„Das Ende ist erst der Anfang“ endet sehr überraschend und auf keinen Fall so wie ich es mir gewünscht hätte oder erwartet habe.
Mich hat das Buch auf jeden Fall fasziniert und ich würde es für Jugendliche ab 14 Jahren empfehlen, die Interesse an einer fordernden und eindringlichen Geschichte haben.
Franziska, 20 Jahre
Blumen für Algernon
Keyes, Daniel (Roman)
Verlag Klett Cotta, Erstauflage 1966, überarbeitete 6. Auflage 2017
Es ist Science fiction. Und es finden sich viele
Auseinandersetzungen in dem faszinierenden Roman, die uns alle angehen und
schon heute beschäftigen.
Es ist auch eine Auseinandersetzung mit Beeinträchtigung, Bildung, Beziehungsgeflechten,
unterschiedlichen Lebensmilieus, ein Buch über Zufriedenheit und Glück, auch
eine
Geschwistergeschichte.
Es geht um eigene Lebensziele, um Manipulation durch die Wissenschaft, die Rolle der Intelligenz. Und es ist ein Buch über die Entscheidungsfähigkeit von Menschen, von Bindung und Befreiung.
Man
muss sich „einfach“ auf das Lesen und den Prozess der Entwicklungen einlassen.
(MW)
Titel: Kleine Schwester, großes Biest
Autor: Martha Heesen
Verlag: Fischer Schatzinsel
Erschienen: 2002 in Frankfurt am Main
Besprechung:
Stella (10 Jahre alt) würde ihre Schwester manchmal am liebsten auf den Mond schießen. Nicht nur weil sie meint, dass sie immer vorgezogen wird. Sondern auch,
so empfindet sie es, weil Stella immer auf Neeltje aufpassen muss. Wenn sie mal wieder aufpassen muss und mit Neeltje nach draußen auf die Straße geht, blamiert diese sie fast immer. Wenn Neeltje mal wieder eine ihre verrücken Ideen hat und Stella ausnahmsweise mal
mitmacht, heißt es am Ende wenn etwas schief geht ‚Du bist doch die ältere, du hättest es besser wissen müssen. Darauf hat sie wirklich kein Bock mehr.
Es sind viele Situationen beschrieben. Ich vermute, dass Neeltje eine Beeinträchtigung hat, aber das wird nicht gesagt. Dadurch wird es so schwierig.
Ich finde das Buch interessant, an manchen Stellen ist es sogar etwas lustig.
Insgesamt hat es mir sehr gut gefallen.
Marlen,
11 Jahre
Pferd, pferd, tiger, Tiger
Nette Eike Neerlin, Verlag Dressler, Hamburg 2017
In diesem Buch kommt so manches zusammen im Leben von Honey.
Ihrer Schwester bestimmt mit ihrer Behinderung, ihren „Ticks“, das Leben in der Familie mit der Mutter. Der getrennt lebende Vater spielt eine eigenartige Rolle.
Das mitunter schwierige soziale Milieu wird in verschiedensten Facetten geschildert.
Und dann auch noch Verwechslungen, in einem Chinesisch Kurs,
in einem Altenheim, eine besondere Freundschaft zu einem krebskranken Mann.
Die teils verwirrende, doch sehr anrührende Geschichte zeigt die Verpflichtung
von Geschwistern vielen Menschen gegenüber, die Bedeutung von kleinen Dingen
und Symbolen.
Der Titel bedeutet ( so aus der chinesischen Sprache übernommen)
Etwas ist nicht richtig gut, aber es könnte auch schlimmer kommen.
Es wird auch ein Weg aufgezeigt sich in all dem Durcheinander an Anforderungen selbst zu finden., M.W.
Zwei Schwestern, ein Leben
Über Liebe, Trauer und das, was im Leben wirklich zählt
Lesser, Elisabeth
Deutsche Erstausgabe btb Verlag Random House, München 2018
Das ist das Szenario:
Eine von vier Schwestern, Maggie, die jüngste- (alle
Schwestern haben eine persönliche,, eigenwillige Lebensgeschichte und sehr
unterschiedlichen Lebensphilosophien) erkrankt mehrfach an Krebs und jetzt kann
nur noch eine Knochenmarktransplantation helfen. Die älteste Schwester Elisabeth
ist die am besten geeignete Spenderin und erklärt sich dazu bereit.
Eine Auseinandersetzung der erwachsenen Schwestern mit ihrer Familiengeschichte
beginnt, auch begleitet von besonderenTherapiegesprächen. Sie wollen eine
andere Haltung zu Konflikten und Verletzungen entwickeln, ihre Sichtweisen dazu
austauschen, sich versöhnen, Dinge ruhen lassen, bevor sich ihr Blut vermischt.
Der Prozess der Knochenmarktransplantation wird aus dem Erleben beider Schwestern geschildert. Er gelingt zunächst. Doch dann gibt es die Abwehrreaktionen, eine Rettung der Schwester ist nicht mehr möglich.
Die Schwestern, ihre Familie begleiten sie bis zum Ende ihres Lebens.
M.W.